Hotopp, H., & Wieser, M. (2024). Zersetzung Historische und biografische Perspektiven auf nicht-strafrechtliche Repressions­maßnahmen in der DDR.
Trauma & Gewalt, 18(2), 112-123.

Abstract

Von 1965 bis 1990 wurde an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR ein Fach gelehrt, das unter strenger Geheimhaltung stand: die »Operative Psychologie«. Dieser Beitrag widmet sich der institutionellen Entwicklung der psychologischen Lehre und Praxis im Geheimdienst der DDR sowie den psychosozialen Konsequenzen nicht-strafrechtlicher Repressionsmaßnahmen bzw. Maßnahmen der »Zersetzung« aus der Sicht der Betroffenen. Auf Grundlage biografisch-narrativer Interviews mit Zeitzeug:innen werden individuelle Erlebens- und Reaktionsmuster dargestellt und in diesem Zuge Erfahrungen der Bedrohung und Ohnmacht, aber auch der Selbstermächtigung und Solidarisierung sichtbar gemacht. Die Bedeutung kollektiver zeitgeschichtlicher Ereignisse für die heutige Erinnerung an die Zersetzung wird analysiert und mit Bezug auf die einschlägige psychotraumatologische Literatur und dem Begriff der »sequenziellen Traumatisierung« diskutiert.