Wien (OTS) – Das Wiener Legal-Tech Start-up GesetzeFinden.at hat die Entwicklung eines auf den österreichischen Rechtsbereich spezialisierten KI-Chatbots, basierend auf einem eigens entwickelten Legal Large Language Model (Legal LLM), angekündigt. Ein interdisziplinäres Konsortium, bestehend aus GesetzeFinden.at, der Psychologischen Fakultät der Sigmund Freud PrivatUniversität (SFU), der Wiener Anwaltskanzlei CERHA HEMPEL, und Fraunhofer Austria soll das Projekt innerhalb der nächsten 24 Monate umsetzen. Das innovative Vorhaben wird im Rahmen eines von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten Projekts realisiert und soll die juristische Arbeit revolutionieren sowie den Zugang zum Recht für die breite Öffentlichkeit erheblich erleichtern. Der Kick-Off fand bereits Anfang August in Wien statt. 

Praxisproblem: Komplexität und Zugangshürden im Rechtsbereich

Der Rechtsbereich zeichnet sich durch seine Komplexität und die oft schwer verständliche Fachsprache aus. Diese Faktoren erschweren es nicht nur Lai:innen, rechtliche Informationen zu verstehen und anzuwenden, sondern stellen auch für juristische Fachkräfte eine erhebliche Herausforderung dar. Bestehende KI-Modelle bieten hier noch keine ausreichende Lösung. Sie seien nicht darauf ausgelegt, die feinen Nuancen und den spezifischen Kontext des österreichischen Rechtswesens präzise zu erfassen, so Bernhard Landrichter, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter des Wiener Start-ups. 

Lösung: Rechtsspezifische KI

Ziel des Projekts ist es, ein rechtsspezifisches Sprachmodell (Legal LLM) zu entwickeln, das den Zugang zum Recht verbessert und die Effizienz juristischer Arbeitsabläufe steigert. “AmigaAI” soll in der Lage sein, juristische Sprache zu verstehen und im Kontext richtig zu interpretieren. 

Projekt-Konsortium: Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit renommierten Partnern

Mit einem interdisziplinären Konsortium, das juristische Expertise, psychologische Forschung, und technologische Innovationskraft vereint, will man das Projektziel erreichen:

GesetzeFinden.at, das eigenfinanzierte Wiener Jungunternehmen, bringt seine umfassende Erfahrung in der Aufbereitung, Analyse und Bereitstellung juristischer Daten ein und übernimmt die Projektleitung. “Unser Ziel ist es, ein rechtsspezifisches Sprachmodell zu schaffen, das Fachleuten sowie der breiten Öffentlichkeit zugute kommt und den Zugang zum Recht erheblich vereinfacht”, so Landrichter. 

Die Psychologische Fakultät der Sigmund Freud PrivatUniversität (SFU) unterstützt das Projekt als wissenschaftlicher Partner mit ihrer Expertise in der psychologischen Forschung, insbesondere in den Bereichen Mensch-Maschine-Interaktion und Technologieakzeptanz. “Es gilt, die Akzeptanz und das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen, indem wir sicherstellen, dass das System intuitiv bedienbar ist und verlässlich arbeitet”, betont Armin Klaps von der SFU. 

CERHA HEMPEL, eine der führenden Anwaltskanzleien in Österreich und potentieller Anwender des KI-Modells bringt ihre juristische Fachkompetenz und Praxiseinblicke in das Projekt ein. “Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass das Legal LLM nicht nur den spezifischen Anforderungen des österreichischen Rechtsmarktes gerecht wird, sondern auch die hohen Standards des EU AI Acts erfüllt. Wir freuen uns, dass wir an diesem höchst innovativen Projekt im Bereich Legal AI mitwirken können”, so Hans Kristoferitsch und Alina Alavi Kia, Projektverantwortliche bei CERHA HEMPEL.

Die Fraunhofer Austria Research GmbH betreibt Spitzenforschung an der Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie und ist im Projekt gemeinsam mit GesetzeFinden.at für die technische Umsetzung zuständig. Mit dem neuartigen Konzept „Society of Minds“, bei dem mehrere KI-Chatbots miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten, sollen Ergebnisse verbessert und Rechenressourcen eingespart werden. „Der Prozess ist folgender: Der Nutzer stellt zunächst eine Frage an die KI. Verschiedene Chatbots diskutieren dann untereinander ohne den Nutzer. Anschließend beantworten sie dann die Frage gemeinsam. Hieraus erhofft man sich bessere Ergebnisse, allerdings auch die Verwendung kleinerer und damit nachhaltigerer Modelle“, erklärt Ruben Hetfleisch von Fraunhofer Austria.


Rückfragehinweis SFU:

Univ.-Prof.in Dr.in Birgit U. Stetina, birgit.u.stetina@sfu.ac.at
Armin Klaps, MSc., armin.klaps@sfu.ac.at
Fakultät für Psychologie
Sigmund Freud PrivatUniversität